HERZKLOPFEN. FEUCHTE HÄNDE. MAGENDRÜCKEN.
Es ist die Angst zu versagen, die viele Menschen jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit treu begleitet. Irgendwann halten Sie es nicht mehr aus. Dann gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten. Betablocker vom Arzt oder der Angst ins Auge blicken. Leider wählen die meisten Betablocker, auch wenn Sie ahnen, dass das keine dauerhafte Lösung ist. Doch der Angst ins Auge zu blicken, scheint den meisten noch viel schlimmer. Ist es doch die Angst, der es auf jeden Fall zu entfliehen gilt. Verständlich ist dieser Wunsch schon, aber es lohnt sich, sich mit diesem intensiven Gefühl zu beschäftigen. Es klingt paradox: häufig haben Angst- oder Panikgefühle auch einen Nutzen. Nicht umsonst hegen und pflegen die Besitzer diese Gefühle jahrelang. Angstgefühle hindern den Ängstlichen daran, Verantwortung zu übernehmen, unbescheiden zu werden, in eine Führungsrolle zu wachsen. Besonders Frauen vermeiden unbewusst mit ihrer Angst Rollen, die sie sich nicht zugestehen. Und sie gehen Konkurrenzsituationen aus dem Weg. Wer Angst zeigt, hofft darauf, dass ihm keiner was tut.
Alles ok, könnte man denken. Wer keine Verantwortung will, braucht sie auch nicht zu haben. Aber warum geschieht das über den Umweg der Angst?
Dieses bedrohliche und mitunter zum Zusammenbruch führende Gefühl hat selten damit zu tun, dass die Betroffenen tatsächlich im Job versagen. Häufig trifft es gerade gewissenhafte, leistungsstarke und kreative Menschen. Im Coaching meldet sich dann auch verblüffend schnell neben der bescheidenen, ängstlichen eine ehrgeizige, fordernde Stimme.
„Ich will Erfolg. Ich will dieses Gefühl der Stärke geniessen. Ich will Einfluß. Ich will Macht.“ Sich diesen Wunsch einzugestehen, fällt aus den verschiedensten Gründen gerade Frauen nicht leicht.
In dieser Situation kann es hilfreich sein, im Coaching die verschiedenen „inneren Stimmen“ zu identifizieren, für sich selbst zu prüfen und zu sortieren. Im günstigen Falle kann man einige davon regelrecht aussortieren. Manche innere Stimme oder Überzeugung folgt noch alten Regeln, die zwar in der Jugend galten, aber heute nicht mehr in unser Leben passen. Auch kultivieren wir Werte aus unserer Erziehung, die wir selbst nie auf Gültigkeit überprüft haben. Hier aufzuräumen, schafft tatsächlich mehr inneren Raum für unsere eigenen Wünsche und Werte. Gelingt es uns, danach zu leben, verliert die Angst ihre Funktion und verschwindet.
Das geht allerdings nicht von heute auf morgen. Die Angst wird vermutlich noch eine Weile ein treuer Begleiter bleiben. Hier ist Geduld gefragt und die Erkenntnis, dass unser Körper und unser Unterbewusstsein offenbar perfekt funktionieren. Denn nur durch ihre Signale haben wir die Chance zu erkennen, dass wir etwas in unserem Leben ändern müssen.
Anke Engelhard