Endlich die Entscheidung gefällt! Das wochenlange Grübeln hat ein Ende. Aufatmen ist angesagt. Wirklich? Schon beginnen sie uns zu piesaken – erst ganz zart, dann immer lauter: die Zweifel. War die Entscheidung richtig? Was, wenn der erhoffte Erfolg ausbleibt? Was, wenn das Ganze zur Pleite wird?
Fassunglos müssen wir fest stellen, dass wir uns kein bisschen besser fühlen als vor der Entscheidung. Wir sind im Gegenteil sogar wie gelähmt. Aber das können wir jetzt wirklich niemandem erzählen. Ewig haben wir mit Freunden oder Partner das Für und Wider erwogen und deren Geduld aufs Ärgste strapaziert. Mit den neuerlichen Zweifeln wagen wir niemanden mehr zu konfrontieren, in der Hoffnung, die würden sich irgendwann in Luft auflösen. Tun sie aber nicht. Es sei denn, wir schenken ihnen Gehör. Diese Zweifel sind nämlich nichts anderes als die zaghafte Seite unserer meist zweigeteilten Seele. Haben wir den Aufbruch gewagt, ist sie beleidigt ob der verwegenen Entscheidung. Sie beginnt uns zu ärgern mit Vorbehalten, Warnungen oder gar Ängsten. Erst wenn wir unsere zaghafte Seite liebevoll würdigen, ihr zuhören und ihr versichern, dass wir auch künftig keineswegs auf sie verzichten wollen, wird sie sich besänftigen lassen.
Im Coaching lassen wir unsere zaghafte Seite buchstäblich „zur Tür herein“. Wir lassen sie Platz nehmen. Wir schauen sie uns genauer an. Wir geben ihr einen Namen. Und wir hören uns in Ruhe an, was sie uns zu sagen hat. Was dann folgt, ist sehr unterschiedlich. Je nachdem, was wir brauchen. Entweder wir bitten sie darum, uns immer wieder zu erinnern, dass wir etwas anders tun müssen. Oder wir bitten sie, uns nun eine Weile in Ruhe zu lassen, weil sie uns zuviel Kraft kostet.
Das Wichtigste daran ist sowieso, dass wir uns dieser Seite unserer Seele bewusst stellen, anstatt sie zu bekämpfen. Aus der drohenden Furie kann so eine sanfte Freundin werden, die uns ab und zu klug berät, aber nicht mehr ängstigt.
Anke Engelhard