EIGENTLICH.

Ich liebe dieses Wort! Wenn der Klient im Coaching dieses wunderbare Wort in den Mund nimmt, bekomme ich meist Gänsehaut. Es ist der Moment, in dem der Klient plötzlich völlig klar erkennt, was er tun muss. Diese Erkenntnis kommt oft völlig unvorhergesehen, bahnt sich durch Zweifel, Widerstände und innere Zensur den Weg ans Licht. Für mich hat das etwas Magisches!

„Wissen Sie Frau Engelhard, eigentlich möchte ich …“ und dann kommt es völlig geradeaus mit fester Stimme aus dem Klienten heraus. Ich mache dann eine Pause und gönne uns beiden diesen wunderbaren Moment. Sollte ich – was der Coach nicht tun soll – innerlich eine Lösung für den Klient kreiert haben, kommt dann häufig für mich noch ein zusätzlicher Effekt. Die meisten Menschen äußern Lösungen, auf die ich niemals gekommen wäre. Zum Glück, denke ich, gelingt es mir, der Versuchung zu widerstehen, meine Lösung für den Klienten zu äußern. Dann bin ich wiedermal darin bestätigt, dass jeder selbst seine Lösungen am besten kennt.

Frage ich nach dieser Pause der Erkenntnis „Und uneigentlich?“ prüft mein Gegenüber die Machbarkeit der zum ersten Mal ausgesprochenen Lösung. Es ist der Durchbruch, der erste wichtige Schritt zu handeln. Eingeleitet durch dieses kleine, so harmlos wirkende Wort.

Vielleicht sollte man dem „eigentlich“ mehr Beachtung schenken. Auch bei sich selbst. Dieses Wort klingt so schön unverbindlich und ermutigt uns dazu auszusprechen, was wir wirklich denken und wollen. Natürlich sollten wir das auch ohne diesen kleinen Trick schaffen – eigentlich.

Anke Engelhard