TIPPS! TRICKS! KNIFFE!

Das ist es, was Klienten meist von mir erwarten, wenn sie an ihrer persönlichen Präsentation arbeiten wollen. Meist kommt noch die Frage: „Was haben Sie denn dazu für mich in Ihrem Werkzeugkasten?“ Sorry, ich möchte wirklich niemandem auf die Füße treten, aber das Wort „Werkzeugkoffer“ löst bei mir Unwillen aus. Das hört sich ja geradezu so an, als genügten „Werkzeuge“ und Gebrauchsanweisung, um die Selbstpräsentation perfekt zum Laufen zu bringen. Und genau das ist es eben nicht.

Zu einer überzeugenden Selbstpräsentation gehört zunächst eine klare innere Haltung. Egal ob Meeting, Zweiergespräch oder ein Vortrag vor Publikum – ich muss mir vorher folgende Fragen beantworten: Was ist mein Ziel in dieser Kommunikation? Welche Rolle habe ich? Welche die anderen? Was muss hier auf jeden Fall passieren? Was darf auf keinen Fall passieren?

Ein Beispiel: Meine Klientin möchte in einem Meeting ein Konzept vorstellen. Als Ziel nennt sie, ihr Konzept überzeugend rüber zu bringen. Und dafür will sie von mir ein paar „Kniffe“ der erfolgreichen Selbstpräsentation. Inhaltlich hat sie ihr Konzept perfekt im Griff. Sie ist dennoch nervös. Was es für Mittel gegen die Nervosität gäbe? Sorge mache ihr, dass der Chef ihr häufig vorwerfe, sie spiele ihre Kollegin „an die Wand“. Wenn sie ihr Konzept durchbringen will, braucht sie nicht nur einen überzeugenden Inhalt, sondern auch das Wohlwollen des Chefs. Sie korrigiert jetzt ihr Ziel für das Meeting: Sie will zeigen, dass sie die Kollegin bei ihrem sehr guten Konzept einbezogen hat. Jetzt liegt ihr Ziel auf der Beziehungsebene.

Meiner Klientin wird klar, dass ein paar Tricks nicht helfen werden. Sie muss sich innerlich positionieren. Sie muss eine Strategie entwickeln.

Wir bestimmen die verschiedenenen Rollen der Teilnehmer im Meeting. Wir visualisieren mit Karten, wer mit wem in welcher Beziehung steht, wer welche Interessen verfolgt und wie sich die Teilnehmer vermutlich verhalten werden. Das Wichtigste: Wie kann meine Klientin das nutzen? Sie überlegt, was in diesem Beziehungsgefüge passieren muss, damit sie ihr Konzept erfolgreich durchbringt und dabei kooperativ mit Ihrer Kolllegin umgeht. Ihr wird klar, dass sie die Weichen dafür schon vor dem Meeting stellen muss. Sie entwickelt dafür konkrete Schritte.

Jetzt ist aus der unbestimmten Angst, den Chef zu verärgern das konkrete Ziel geworden, die Kollegin mit ein zu beziehen und dennoch klar zu machen, dass sie das Konzept entwickelt hat. Durch diese Klarheit und die Entwicklung der konkreten Schritte ist das Thema Nervosität fast völlig in den Hintergrund gerückt. Sie konzentriert sich jetzt nicht auf ihre Ängste, sondern auf ihr Ziel. Sie sagt, sie habe jetzt sogar richtig Lust auf das Meeting bekommen.

Mit dieser Zuversicht und Energie können wir jetzt in der nächsten Sitzung viel leichter an der Feinabstimmung der Präsentation arbeiten. Sie hat jetzt ein Bild von ihrer Rolle und sich selbst. Diese innere Haltung in eine äußere Haltung zu übersetzen, fühlt sich fast wie die Kür nach der Pflicht an.

Anke Engelhard